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29.09.2007 - Berlin Marathon

Berlin Berlin, wir fahren nach Berlin ;o)

"Hier ist Radio Berlin Bandenburg mit den Wetteraussichten für das Wochenende: Heute Nachmittag ergiebiger Regen. Samstag, morgens weiterhin Regen. Gegen Mittag soll der Regen etwas nachlassen."

Auf dem Weg nach Berlin regnet es. Auf dem Weg zur Messe schüttet es. Nachher regnet es wieder.

Auf der Messe selbst ist der übliche Trubel. Sogar mehr als sonst. Menschenmassen schieben sich durch alle Abteilungen. Die kleine Skaterecke ist total überfüllt. Es ist laut und hektisch. Alles sucht, steht, sieht, wandert. Die Startunterlagen abholen geht schnell. Ein wenig den Dingen auf der Showbühne folgen. Dort stehen gerade die besten und schnellsten Männer und Frauen der Worldcup Serie. Nun weiß ich auch, warum diese Jungs und Mädels alle so viel schneller sind als ich. Sie sind 25 Jahre jünger, 30 Kilo leichter und wesentlich kleiner als es auf den Bildern scheint.

Der Samstag beginnt feucht, und ab und zu regnet es. Auf unserer kleinen Stadttour vom Alex zum Brandenburger Tor werden wir ordentlich durchgepustet. Bei Peugoet gibt es den teuersten Blaubeerkuchen der Welt. Wer macht so was auch außer dumme Touristen. Gegen Mittag naht die allgemeine Hektik vor dem Rennen. Es sind noch drei Stunden bis zum Start und doch wird flei§ßg über Kleidung, Taktik, Öl oder Fett diskutiert. Mutig ziehe ich mein Renndress an, darüber eine lange Hose und Jacke. Mal sehen ob es doch noch wärmer und trockener wird, so wie vom Wetterbericht angekündigt. Auf zum Start. Die Straßen sind glatt und ohne Bremse ist der kleine Hügel, die Hauptstraße entlang kaum zu bewältigen. Nur mit größter Vorsicht rollen wir durch den Stadtverkehr Richtung Reichstag. Es bleibt kühl, dazu kalter Wind und Regen. Ich beschließe, alle warmen, langen Sachen anzubehalten. Noch einmal alles überprüfen, dann die Tasche abgeben und langsam zum Start rollen.

Heute begleite ich Barbara bei ihrem ersten Marathon, und da sie noch keine Marathonzeit hat, starten wir in Block H (H wie hinten). Die Taktik ist, zusammenbleiben und so schnell zu fahren, wie die Strecke es zulässt. Eigentlich ist eine Zeit unter 2 Stunden angepeilt, aber unter diesen Umständen wahrscheinlich nicht erreichbar. Sowieso besser, vorsichtig und langsam fahren, als unnötiges Risiko eingehen. Das sehen auch die vielen anderen Skater, die sich in unserem Block tummeln, viele davon für vordere Startblöcke eingeteilt. Es ist richtig voll hier hinten.

Trotz der Nässe von oben und dank der Rollen auch von unten, ist die Stimmung gut. Es scheinen weniger Starter als im Vorjahr. Um 16:35 startet Anne Friesinger das Feld der Spitzenfahrerinnen und kurz darauf starten die Herren. Etwas später starten nach und nach die Blöcke C, D und E. Es dauert etwa 15 Minuten, vom ersten Startschuss an, bis die Blöcke F, G und H zusammen auf die Strecke geschickt werden.

Endlich geht es los. Sofort streut das Feld in alle Richtungen. Viele Skater skaten irgendwo auf der Straße, nur nicht rechts oder links. Ständig sind diese Hindernisse weiträumig zu Umfahren. Auf der Straße des 17.Juni ist noch Platz aber nach der ersten Kurve, auf der Marchstraße wird es deutlich enger und der Platz zum Überholen knapper. Wieso skaten die Leute eigentlich nicht rechts? Vor allem, wenn rechts Platz genug ist. So könnte links ganz einfach überholt werden. Ständig muss man Bitten und Betteln. Viele Leute skaten mit wehenden Armen und Beinen, mitten auf der Straße, zu zweit, dritt oder auch schon mal zu viert nebeneinander. Einige mit Musik im Ohr, da muss man sich das Geschrei der anderen nicht anhören.

Irgendwann lichtet sich das Feld dann doch ein wenig und wir können, auf den geraden Abschnitten ein bischen schneller rollen. Es regnet übrigens. Die Straßen sind nass, die Kurven rutschig, die Schuhe schon nach wenigen Metern völlig durchweicht, die Socken patschig. Aber auf der Geraden ist skaten machbar. Man rutscht nicht, kann einigermaßen Speed machen. Nur in den Kurven ist höchste Aufmerksamkeit gefordert. Hier muss stark runtergebremst werden. Immer wieder haut es die Leute, wie aus dem Nichts von den Rollen. Meistens erkennt man nicht einmal warum. Direkt vor mir fährt jemand in eine kleine Pfütze, die früher nur ein Loch war.... Zum Glück rutschen die Leute dann auf der sehr nassen Straße nur ein bisschen und können schwerere Schürfwunden vermeiden. Was wohl auch zu der guten Unfallbilanz des Tages führt, viele Stürze, wenig Verletzungen.

Immer Vorausschauend fahren, immer vorsichtig und konzentriert sein. Das Stresst. Scheinbar kommen wir gut voran. Ich schau ich auf mein GPS, 14km in 45min. Das ist hart, denn eigentlich wähnte ich uns schon viel weiter. Damit ist die Zwei-Stunden-Marke nicht zu schaffen. Wir werden nicht einmal unter einer Stunde den Halbmarathon bestehen. Es regnet jetzt ein bisschen stärker. Die Schuhe weich. Die Socken nass. Trotz dieses Wetters sind jede Menge Zuschauer an der Strecke. Sie feuern jeden Skater an, der an ihnen vorbeifährt. Da wir doch sehr weit hinten gestartet sind, harren die Zuschauer schon sehr lange im Regen aus. Respekt. Respekt. Da kann man auch schon mal Kinderhände abklatschen. Endlich tauchen vor uns die Matten zur Halbmarathonzeit auf. Die Hälfte ist geschafft und die Uhr zeigt etwas über eine Stunde. Wenn es jetzt trockener werden würde, könnten wir auch noch unter zwei Stunden bleiben. Kaum zu Ende gedacht, regnet erst einmal etwas mehr.

Barbara bleibt in sicherem Abstand hinter mir. Wir skaten immer noch ein gleichmäßiges Tempo, bremsen vor den Kurven entsprechend ab und halten uns von anderen Skatern so gut wie möglich fern. Windschattenfahren ist nur begrenzt möglich, da die nasse Straße einen gleichmäßigen Abdruck nicht zulÄsst. Immer wieder muss der Schritt verändert und angepasst, vor den Kurven stark abgebremst werden. Trotzdem bleiben wir zusammen. Ab und zu muss sie etwas sprinten um den Anschluss nicht zu verlieren. Wird der Abstand zu groß, warte ich. Das Feld ist mittlerweile lichter, und mit freundlichem Bitten lassen sich die vielen Einzelskater leichter überholen. Am Wilden Eber stehen immer noch viele Menschen und machen ordentlich Stimmung. Ab hier geht es wieder zurück in Richtung Innenstadt. Der Regen wird weniger. Theoretisch ist immer noch eine Zeit unter 2 Stunden möglich und auf der langen Geraden Richtung Potsdamer Platz, ich ziehe das Tempo ein bisschen an. Doch lange kann Barbara nicht mithalten.

Wir skaten auf den Potsdamer Platz zu, der scheinbar neu asphaltiert wurde, denn alle Hubbel aus dem Vorjahr sind verschwunden. Plötzlich rutscht jemand direkt vor mir auf sehr glattem Asphalt aus. Zum Glück ist der Asphalt auf der rechten Seite nicht so glatt und wir können dahin ausweichen. Noch sind es ein paar Kilometer, die sich aber durch einige Kurven, u.a. am Roten Rathaus vorbei, ganz schön hinziehen. Irgendwann biegen wir endlich auf die Straße "Unter den Linden" ein und ganz hinten ist auch schon das Brandenburger Tor zu sehen. Die letzten Kilometer sind noch mal richtig anstrengend. Aber auch hier stehen immer noch sehr viele Leute die uns auf den letzten Metern nach vorne pushen. Hand in Hand skaten wir durch das schon abendlich beleuchtete Brandenburger Tor, müssen nur noch die letzten Meter bis zum Ziel schaffen. Leider sind die Tribünen nicht mehr so gut besetzt und auch hier sind nicht mehr so viele Zuschauer. Aber Gänsehautfeeling kommt schon auf, als wir zusammen das Ziel überqueren. Geschafft! Glücklich und zufrieden liegen wir uns in den Armen. Die Zeit, knapp über zwei Stunden, optimal für ihren ersten Marathon, und meinem ersten kompletten Regenmarathon. Vor allem sind wir glücklich darüber, nicht gestürzt sein. Jetzt ist uns nur noch kalt, fühlen uns müde und sind durch und durch nass. Auf dem Weg zu den Zelten mit den Kleiderbeuteln, gibt es einen Beutel mit Essen, Keksen, einem Getränk. Heißer Tee wäre mir jetzt wirklich lieber. Zum Glück gibt es überall Zelte, und so können wir uns wenigstens im Trockenen umziehen. Wir beschließen mit der S-Bahn zurückzufahren. Im Tunnel zur Bahn hinterlassen unsere nassen Socken schöne Fußabdrücke, was einige seltsame Blicke nach sich zieht. Im Hotel duschen, was warmes, trockenes anziehen und alle Sachen im Zimmer auf den Heizungen verteilen. Vor allem die Schuhe haben stark gelitten. Die große Skaterparty findet auch heute wieder ohne uns statt. Nach reichlichem Essen sind alle doch ziemlich müde und die Aussicht mit der S-Bahn oder U-Bahn durch die Stadt, durch den Regen zu fahren ist nicht gerade verlockend. Die Aussicht auf ein warmes trockenes Bett lockt dagegen mehr.