07.04.2012 - Paderborner Osterlauf

"Welche Rolle fährst du heute?"

Diese Frage haben ich, aber auch andere, am Samstagmorgen oft gehört. Der Wetterbericht hatte für den 7.4.2012 Temperaturen von 4-6 °C sowie Regen und Graupelschauer vorhergesagt. Ich habe daher ganz auf eine Mischung von Regen und Normalen Rollen gesetzt.

Schon während des Warmmachens kam der erste Graupelschauer, der bei manchen Rennteilnehmern die Stimmung merklich herunterkühlte. Im Startblock war es aufgrund des Gedränges dann gar nicht mehr so kalt und es kam auch wieder dieses angenehm aufgeregte Gefühl in mir hoch, welches ich über den Winter so vermisst habe.

Den Start habe ich, wie so oft, trotz Countdown  verpennt. Machte aber nichts, da ich mir meine Gruppe zum Windschatten fahren schon gedanklich zusammengestellt hatte und die „Gruppe“ erst langsam Fahrt aufnimmt. Mit Torsten Rostock und Andreas Klinkert sind auch zwei weitere Ruhrbosse mit dabei. Nach etwas mehr als 1000m fahren in Formation "Wolke" geht es zum ersten Mal über die Brücke. Das heißt leichter bis mittelschwerer Anstieg danach Abfahrt mit direkt folgender 90° rechts Kurve. Der Anstieg geht besser als mein Trainingszustand es erwarten ließ. Auf der Abfahrt bin ich im Windschatten eines Skaters aus Groß Gerau und freue mir ein Loch in den Bauch das er nicht abbremst und mit Fullspeed in die Kurve geht. Ein kurzer Blick auf meine Puls-Uhr, 175 bpm also alles im grünen Bereich. Bis Kilometer 4,5 wechselt in der Gruppe ein paarmal die Führung, dann bin ich vorn. Lange ruhige Schritte; bloß nicht überanstrengen; blick über die Schulter; die Gruppe wird kleiner. „Gut“ denke ich, „weiter geht’s, gleich kommt wieder die Brücke“ Kurze elastische Schritte den Anstieg rauf, oben den Freizeitskatern frech zugerufen sie sollen nicht bremsen, danach mit Anschub von hinten wieder runter. Puls jetzt 179 bpm. Beim Umdrehen, um zu sehen ob Andreas und Thorsten noch da sind, fällt mir auf das der Skater aus Groß Gerau abreißen lässt: "Schade, einer weniger der super durch die Kurven kommt!" geht es mir durch den Kopf. Die nächsten Kilometer findet das übliche Windschattenfahren mit Führungswechsel statt. Ein Paar 90° Kurven später die für Paderborn unvermeidliche Neutrale Zone, hier darf keiner überholen und kein hohes Tempo gefahren werden. Danach sind es noch etwa 1000m bis zur Wende im Start/Zielebereich. An zweiter Position liegend gehe ich auf Kampflinie. Der Führungsläufer, meiner Gruppe, ist zu aufrecht und wird aus der Kurve getragen. Ein Paar schnelle Schritte, weil ich denke dass nach der Wende das Tempo rasch erhöht wird, Blick über die Schulter… Scheiße, Lücke gefahren! Ich nehme das Tempo raus und rufe nach hinten: "Was ist das denn für ein Kaffeekränzchen!?" Macht nichts an der nächsten Ecke ist die Gruppe wieder vereint.

Die Brücke rauf und wieder runter, das übliche Wechselspiel an der Spitze. Puls 182 bpm, da geht noch was. Bislang war die Strecke trocken, ab Kilometer 17 plötzlich kräftige Böen und einsetzender Schneefall, übergehend in Graupel. Andreas kommt bei einer Linkskurve ins Rutschen und kann sich gerade noch fangen. "Bloß nicht stürzen!" denke ich. Meine Rollen haben noch Gripp, die Mischung macht's. In der Neutralen Zone wird der Niederschlag heftiger, man wird geEISstrahlt.

Nach der Zone sind plötzlich zwei Skater vor mir, welche sich während des Rennens nicht an der Führungsarbeit beteiligt haben. So etwas geht bei mir überhaupt nicht, also dranbleiben. 600m vor dem Ziel geht es über einen abgesenkten Bordstein, keiner will den Sprint zuerst beginnen alle warten. Ein Paar Herzschläge später wird es mir zu blöd und ich lege los. Hintern runter. Lange aber jetzt schnelle Schritte. Hinter mir lautes  Rufen: “Andreas bleib dran!“. Noch schneller, letzte kurve, schneller, den Sprint gewinne ich... Im Ziel schwer atmend ein letzter Blick auf die Uhr, Zeit 00:42:59 Puls 189 bpm dann mach ich sie aus.

(Neuzugang Andreas Klinkert beim Zielspurt)