28.03.2010 - Vattenfall Halbmarathon Berlin

Am Samstag 10:48 versuche ich mich als allerletzter in den ICE nach Berlin zu drücken. Der Zug ist rappelvoll und ausser einem Din-A4 großem Stück an der Tür bleibt mir kein anderer Platz. Glücklicherweise halten wir nur ja noch in Hamm, Bielefeld, Hannover und Wolfsburg und bestimmt steigt irgendwo jemand aus.

Ich hatte angenommen, das Samstags gegen 11 Uhr doch niemand nach Berlin reisen würde. Da reist man Frühmorgens oder Freitagabends, aber Samstag um die fast Mittagszeit doch nicht. Anscheinend hatten alle anderen auch diese Idee. Nagut, es spielten noch die Borussen in Berlin.

Trotz der vielen Leute landeten wir fast pünktlich am Hauptbahnhof in Berlin. Plötzlich hatte ich Raum und Luft und Sitzplätze, aber nur noch 5 Minuten bis zum Osttbahnhof.

Im Hostel Singer eingecheckt, die Klamotten aufs Vierbettzimmer (25 Euro plus 5 fürs Frühstück) und ab mit der U-Bahn zum Flughafen Tempelhof. Das Wetter bewölkt und windig, aber trocken. Die Messe auf dem ehemaligen Flughafen Tempelhof, ist eigentlich genau wie die Herbstmesse zum Berlin Marathon. So groß und genau so laut. Die Inliner Gemeinde trifft sich allerdings diesmal innerhalb der Hangars. Startunterlagen abholen geht reibungslos, dann ein wenig über die Messe schlendern und sich langsam dem Inline Village nähern. Hier treffe ich die üblichen Verdächtigen. Der Rollenshop, Staedtler und die Experts. Auf einer kleinen Bühne stellt Sebastian gerade die neuen und alten Teams des German Inline Cups vor. Es ist immer wieder erstaunlich wie klein die schnellen Jungs und Mädchen doch ohne Rollen sind. Da denkse gerade so bei dir, was machen denn die ganzen Kinder hier und dann stehen sie plötzlich als Powerslide Matter World Team auf der Bühne.

Irgendwann mache ich mich auf den Weg zum Hotel zurück. Die Zeitumstellung macht mir Sorgen. Vor oder zurück, eher oder später. Müde schaue ich ein wenig fern und schlafe recht früh ein, nur kurz geweckt von drei vermutlich Norwegern, die das Zimmer mit mir teilen. Den Wecker habe ich vorsorglich auf sehr früh gestellt.

Gegen 7:00 Uhr wache ich auf, schnappe meine Sachen und finde mich zum Frühstück ein. Um Halb neun befinde ich mich auf dem Weg zum Start. Der Himmel ist bedeckt und manchmal scheint die Sonne. Sieht gut aus. Vom Hostel geht es über den Alexanderplatz zur Grunerstraße. Die LKW für die Klamotten stehen hinter dem Roten Rathaus, wo auch das Ziel ist. Leider keine Zelte oder Hallen zum Umkleiden. Nur Vordächer.

Mit viel Zeit habe ich Ruhe mich umzuziehen und die richtigen Sachen zu wählen. Die Luft ist kühl. Dazu ein kalter Wind. Also lange Hosen, Windstopperjacke und darüber das Ruhrboss Trikot. Zum Glück steht der LKW für meine Nummer direkt am Anfang und so werde ich den schweren Rucksack schnell los. Vom Roten Rathaus geht es über die Spandauer Straße zur Karl-Liebknecht Straße. Kurz hinter dem Berliner Dom ist der Start. Die Wolken werden dunkler. Langsam drehe ich ein paar Runden. Es ist ungewohnt nach so langer Zeit in der Halle, wieder Asphalt unter den Rollen zu spüren. Leider ist die Strecke zum Einfahren nicht sehr lang und kaum hat man ein wenig beschleunigt muss man auch schon wieder bremsen. 45 Minuten vor dem Start ist es noch Ruhig auf der Straße, aber nach und nach treffen etwa 1500 Skater zum Warmfahren ein.

Während die Menge größer wird, wird der Himmel dunkler. Um kurz nach Zehn begebe ich mich in den Startblock B. Vor mir nur noch die Speed-Teams. So weit vorne war ich selten. Pünktlich um 10:20 werden die Mädchen gestartet und kurz darauf die Jungs. Etwa 5 Minuten später dann der Start für den Rest der Skater.

Und genau mit dem Startschuss beginnt es auch zu nieseln. Na toll. Auf noch trockenenen Straßen geht es sehr schnell Unter-den Linden aufs Brandenburger Tor zu. Hier schon gleich die erste Schikane. Durch den Nieselregen sind die Steine leicht glitschig. Abdruck ist kaum möglich und so bleibt nur vorsichtiges rumgehampel. Natürlich stehen hier die Zuschauer. Dann auf die Stra§e des 17.Juni, die noch etwas trockener ist. Hier könnte es zwar schneller gehen, doch bläst uns ein heftig kühler Wind entgegen. Ich suche mir eine Gruppe und bleibe im Windschatten. Allerdings springen sie ständig hin und her und so wechsel ich in eine andere etwas langsamere dafür aber homogenere Gruppe.

Zum Glück sind heute nicht so viele Skater unterwegs, wie beim Berlin Marathon und so bleibt allen genug Platz zum Überholen oder Überholt zu werden. Am Ernst-Reuter-Platz geht es auf die Otto-Suhr-Allee und immer geradeaus gegen den Wind. Der Regen wird stärker. Am Charlottenburger Schloss (km 7) dann die erste Kurve in die Schlossallee (Unbedingt kaufen!). Ab jetzt kommen ein paar rechts/links Kombinationen mit scharfen Kurven. In der Suarezstra§e ist die Hälfte geschafft. Leider hat es sich jetzt eingeregnet und die Straßen sind nass und glitschig. Nach der Joachim-Holtzen-Straße geht es in einer scharfen Kurve links auf den Ku'damm. Endlich habe ich den Wind im Rücken, die Straße ist zwar nass aber nicht so rutschig und es läßt sich leichter skaten. Wäre die Straße trocken wäre dieser Part einer der schönsten überhaupt. Guter glatter (neuer) Aspahlt, dazu der Kurfürstendamm, sogar ein paar Zuschauer. An der Kaiser-Wilhelm Gedächtniskirche (km 13) geht es in die Tauentzienstraße in Richtung Potsdamer Platz, am Checkpoint Charlie vorbei in den Ostteil der Stadt. Mittlerweile haben nasse glatte Straßen, glitschige Kurven, Gegenwind und einige Führungsarbeit seinen Tribut gezollt und meine Kräfte schwinden dahin. Zu zweit sind wir momentan unterwegs und wechseln regelmäßig. Die nun folgenden vielen Kurven geben mir den Rest. Ständiges Bremsen und Durchstarten auf nassem Asphalt fordern die letzten Reserven.

Mittlerweile habe ich den Überblick verloren wie weit es noch ist. Das letzte Schild zeigte km 17 (am Potsdamer Platz). Nach der Leipziger Straße geht es auf die Gertrudenstraße und über zwei Brücken die sehr schlechten nassen Asphalt bieten. Plötzlich war es da, das Ziel und schon war ich durch. Leider standen die Medaillenverteiler direkt hinter dem Ziel und da muste auf nasser Straße mit müden Beinen wild gebremst werden. Mit Mühe gestatte ich mir die Medaillenverteiler nicht umzufahren.

Es gibt einige Stürze bevor jemand Einsicht zeigt, und die Verteiler etwas nach hinten verlegt. Somit haben die nun eintreffenden Skater etwas mehr Platz auszurollen. Mit der Durchfahrt durch den Zielbogen hat auch der Regen seinen Halbmarathon beendet. Die Wolken lösen sich auf und es erscheint eine strahlende Sonne, die Horde nasser Skater zu erwärmen. Die Zielverpflegung ist nicht besonders üppig aber dafür gibt es eine (Freiluft)Massage. Das tut jetzt sehr gut und mit der Sonne ist es auch angenehm warm. Ich frage mich, ob die bei stärkeren Regen einfach eingepackt hätten, denn Zelte gab es keine für die Massage.

Umziehen dann wieder draussen unter dem Vordach einer Versicherung. Und alsbald saß ich auch schon am Ostbahnhof um auf meinen Zug zu warten und das Rennen Revue passieren zu lassen.

Bei schönem Wetter auf jeden Fall einen Ausflug wert und bestimmt auch für schnelle Zeiten gut.