13.05.2007 - 4. Karstadt Marathon

Ein Rennen aus Schiedsrichtersicht

Morgens um 5:00h klingelt der Wecker. Nachdem ich am gestrigen Abend erst spät vom technischen Meeting nach Hause gekommen war, fühle ich mich, als ob ich nur wenige Stunden geschlafen habe. Nach dem üblichen morgendlichen Prozedere und einen kurzen Frühstück geht es zum Hotel Bredeney. Dort treffe ich den Oberschiedsrichter Udo Hompesch und John Gerhards. Bei einem Kaffee besprechen wir noch die letzten kleinen Details, dann gehtÕs mit den Spitzenskatern Richtung Oberhausen zum Start.

Ich fahre mit der Freunden des Belgiers Jimmy Pierloot im Auto hinter dem Bus her. Die Belgier wollten unbedingt Ihr Auto am Start haben, obwohl angesprochen war, dass alle ihre Sachen im Bus lassen konnten und dieser ins Ziel fahren würde. Wir unterhalten uns auf Englisch, dafür reichen meine Englischkenntnisse aus. Am Start trennen wir uns dann, ich wünsche für die Belgier noch viel Glück, dann stehe ich mit den anderen Schiedsrichterkollegen schon am Start. Auch hier werden die letzte Details besprochen. Nebenbei lerne ich Christian kennen, bei Ihm werde ich als Sozios die Frauenspitze begleiten. Sein Motorrad verspricht eine angenehme Fahrt: breiter und bequemer Sitz und als Krönung eine eingebaute Sitzheizung. Anfängliche Bedenken, ob man bei einer fremden Person einfach auf dem Motorrad mitfahren könnte, zerstreuen sich.

Ich gehe noch in den Startblock und treffe eine aufgewühlte Hilde, die sich für viel Geld nachgemeldet hatte und ihren Helm vergessen hatte. Ich klebe ihr einen roten Punkt als Zeichen für die lizensierten Sportler auf die Startnummer. Ich bin sicher, dass ich sie im Ziel wiedersehen werde. Jetzt heißt es sehen und gesehen werden. Ich sehe viele bekannte Gesichter, man grüßt und unterhält sich, einigen wünsche ich viel Glück. Dann wird es ernst.

Der Startschuss fällt. Die Damen fahren los. Zunächst fahren wir vor den Damen. Ich erlebe hautnah, wie die Damen von Experts in Speed immer wieder das Tempo verschärfen und so die Konkurrentinnen abschütteln, am Ende sind sie nur noch zu viert. Zwischendurch fahren wir hinter den Damen. Christian hupt immer wieder, er fordert von den Zuschauern die Unterstützung für die Damen. Sie bekommen viel Applaus, aber wir beide sind der Ansicht, dass es mehr Zuschauer sein könnten. Mittlerweile habe ich mich auf ein gemütliches Rennen eingerichtet. Die Damen lassen das weitere Rennen ruhig angehen. Sie fahren im Team, wechseln sich immer wieder ab und geben Trinkflaschen weiter. Mein Fahrer ist begeistert, nicht nur von den Damen an sich, sondern auch vom Fahren im Team. Er fragt die Damen, ob sie Musik hören wollen. Die Damen sind begeistert und sagen ja. Aus den Boxen ertönt sofort Herbert Grönemeyer mit "Männer". Nach rund zwei Minuten stellt er die Musik ab, immerhin bin ich als Schiedsrichterin dabei! Bei Kilometer 11 haben die ersten Herren die Damen eingeholt, sie lassen sich davon nicht beirren und skaten weiter. Wir fällt auf, dass Juric Vanja immer wieder mit ihrer Schiene beschäftigt ist. Sie fällt dadurch immer wieder zurück und muss anschließend wieder an den Zug ran fahren. Irgendwann in Gelsenkirchen fährt sie dann an das Motorrad ran und drückt mir eine 100mm Rolle mit Achse in die Hand. Ich bin etwas verdutzt, aber vor allen erleichtert, dass nichts passiert ist. Die Damen werden vor dem Ziel in Essen noch von zwei Herrenverfolgergruppen überholt. In der ersten Gruppe sind auch Alfred Brüschke und Thomas Wallaschkowski. Während Alfred noch einigermaßen entspannt (aber konzentriert) aussieht, scheint Thomas ein wenig zu kämpfen. Er fährt mit weit aufgerissenem Mund. Beim Zieleinlauf muss mein Fahrer unbedingt noch Juriv überholen. Zum Überfluss fährt er sogar über die Ziellinie. Wenigstens ist nichts passiert. Beim Oberschiedsrichter kann ich anschließend nur vermelden, dass sich bei den Damen nichts Außergewöhnliches ergeben hatte. Im Ziel treffe ich meine Vereinskameraden wieder. Miriam und Bine kommen sogar mit Gunda Niemann-Stirnemann ins Ziel. Insgesamt ein schönes Rennen aus Schiedsrichtersicht. Im nächsten Jahr bin ich gerne wieder dabei!